Das sorglos Wunsch Paket in Animal Crossing: New Horizons bietet dem Spieler eine unterhaltsame und entschleunigte Erfahrung.
Animal Crossing: New Horizons ist seit dem 20.03.2020 auf der Switch erhältlich und löst somit den Nintendo 3DS Titel „New Leaf“ endlich ab. Mit neuen Features, anderem Szenario und vor allem der Flucht aus dem Alltag fernab auf einer fremden Insel, verspricht New Horizons mehr als nur ein Videospiel zu sein. Das Release des Spieles liegt nun gut über einen Monat zurück. Dies bietet nun den Anlass, um eine richtige erste Meinung zum Spiel abgeben zu können. Ob nun nach dem ersten Monat bereits der Lack vom Spiel splittert und ob auf der lauschigen Paradiesinsel alles wirklich so schön ist, beleuchten wir in unserem Langzeittest! Anbei, dieser Test wird im Verlaufe des Jahres stetig weitergeführt, da New Horizons vom Spielaufbau an „Game-as-a-Service“ angelehnt ist.
Was ist eigentlich Animal Crossing?
Beliebt ist Animal Crossing geworden, da es ein Spiel ist, welches eine Alltagssimulation in einem Dorf voller Tiernachbarn darstellt. Der Spieler nimmt starken Einfluss auf das Gesehen im Spiel. So beschreibt man Animal Crossing seit den Anfängen eigentlich sehr gut. Die Anfänge zeigten bereits auf dem Nintendo 64, mit Animal Forest (nur in Japan veröffentlicht) und später als Animal Crossing als erweiterte Version für die GameCube wohin sich die Reihe richten sollte.
Wie bereits am Anfang erwähnt, handelt es sich bei Animal Crossing um eine Alltagssimulation. Durch einen Vorwand, welcher dem Spieler meist nicht bekannt ist, zieht man in einem Dorf oder Stadt um sein neues Leben zu beginnen. Anders als zu erwarten begegnet man hier aber keinen menschlichen Bewohnern, sondern vielmehr Bewohnern der tierischen Natur. Das Spielprinzip wird zusätzlich unterstützt durch die Echtzeit Aspekte. Sofern der Spieler die interne Uhr der Konsole passend zur Realen eingestellt hat, vergeht in Animal Crossing dieselbe Zeit wie in der realen Welt, mit all seinen Events.
Dabei soll vorrangig die Interaktion des Spielers mit seinen tierischen Nachbarn im Vordergrund stehen und unterstützt werden. So haben die Bewohner eigene Persönlichkeiten und reagieren unterschiedlich auf den Spieler und Ereignisse. Dabei verfolgen sie ihre eigenen Interessen und leben durch die Echtzeit-Komponente ein mehr oder weniger eigenständiges Leben. So spielen die Bezüge der realen Welt mit all seinen Feierlichkeiten, wie zum Beispiel Weihnachten und Ostern, ebenfalls eine tragende Rolle. Zwar erhalten diese hierbei eine andere Nennung, sind aber von den Datierungen an die realen Vorbilder stark angelehnt.
Welche Geschichte erzählt Animal Crossing: New Horizons?
In Animal Crossing: New Horizons bekommt man als Spieler durch das „Reif-für-die-Insel-Paket“ eine Motivation in eine noch unbekannte Gegend ziehen zu wollen. Tom Nook, welcher bereits als der große Finanzchef bekannt ist, bietet mit seinem Sorglos-Paket ein Leben auf einem Inselparadies. Hierbei zieht der Spieler mit Tom Nook und seinen zwei kleinen Neffen auf eine abgelegene Insel. Das Ziel von Tom Nook ist es wiederum die Insel zu einem wahren Paradies zu machen, sodass sich sämtliche Einwohner wohlfühlen und ein angenehmes Leben führen können.
Dabei wird der Spieler durch mehrere Stationen geleitet, wobei das Leben auf der Insel als auch das Zufriedenstellen seiner Nachbarn im Vordergrund stehen. So werden nach erfolgreichen Absolvieren von Aufgaben Läden errichtet, neue Bewohner ziehen auf die Insel und neue Möglichkeiten erschließen sich. Wenn der Spieler als solcher die Echtzeit Funktion des Spieles so nutzt, so wird man die Credits erst frühstens ab ca. 14 tägiger Spielzeit zu bestaunen haben. Dabei ist die Geschichte und das Leben auf der Insel nicht vorbei, Animal Crossing lässt sich nicht von einer herkömmlichen Geschichte leiten. Der Spieler erlebt keine klassische Heldengeschichte, sondern das Leben selber. Es sind die Momente mit dem Bewohner, das Erreichen von selbst gesteckten Zielen und das Spielen mit anderen, welches die gesamten kleinen Momenten bilden. Woran man sich an Animal Crossing erinnert.
So spielt sich Animal Crossing: New Horizons
Angefangen auf der eigenen kleinen Insel stehen dem Spieler so einige Aktivitäten zur Verfügung. So lässt sich das virtuelle Konto mit dem Sammeln und Verkaufen von Muscheln und Früchten bereits am Anfang des Spieles leicht aufstocken. Mit den wiederum verdienten Sternis, die Währung des Spieles, lassen sich dann neue Möbel für das eigene Zuhause oder neue Kleidung kaufen. Durch das Erlangen neuer Möbel kann der Spieler seinen kreativen Gestaltungswünschen freien Lauf lassen. Durch die Einrichtungsfeatures, welche bereits im Spin-Off Happy Home Designer aufgegriffen wurden, lassen sich nun wesentlich einfacher die Räume nach den eigenen Vorstellungen gestalten. Dabei lassen sich die Möbel nicht nur in den eigenen vier Wänden platzieren. Diesmal können nun auch auf der gesamten Insel verteilt zur Dekoration genutzt werden.
Zusätzlich kann der Spieler durch das Sammeln von Materialien sich im Herstellen von Werkzeugen und Möbeln üben. Durch das Finden von Bastelanleitungen ergeben sich dem Spieler mit wachsenden Spielstunden zusätzliche Optionen neue Gegenstände und verbesserte Werkzeuge herzustellen. Diese Werkzeuge wiederum haben allerdings einen kleinen Kniff bekommen. Sie werden bei jeder Benutzung verbraucht beziehungsweise nutzen sich ab. Nach genügend Nutzungen zerbricht das Werkzeug. Das Problem wiederum liegt hierbei begraben, dass man niemals erkennt, wie lange noch ein Werkzeug halten wird. So kommt es häufiger vor, dass man zum Holz haken seine Steinaxt mitnimmt und nach den ersten zwei Schlägen zerbricht. Weil man eher die ältere Axt genommen hatte und nicht eine Neuere, welche wiederum sich nicht vom optischen zu den älteren Werkzeugen unterscheiden.
Die Mängel an die Vielzahl der Bewohner
Viel verspricht meist viel. So könnte man meinen, wenn man die Anzahl der möglichen Bewohner der Inseln überblicken würde. Bei Knapp unter 400 einzelnen Bewohnern kann der Spieler mehr oder weniger wählen welcher auf der eigenen Insel einzieht und so seine Wunschnachbarschaft aufbauen. Die einzelnen Bewohner unterscheiden wiederum in ihren Persönlichkeiten. Zum Beispiel darf man sich bei hochnäsigen Charakteren darauf freuen wie sehr sie doch deren eigenen Taten hoch loben. Zuvorkommende Charaktere wiederum haben vorsätzlich immer einen netten Spruch für den Spieler parat. Leider können die verschiedenen Persönlichkeiten nicht alle Charaktere vollends eine eigene „Persönlichkeit“ schenken. So sind die Persönlichkeiten zwar stets gleichmäßig auf alle Tierarten aufgeteilt, aber es kann vorkommen, dass zwei sportliche Charaktere stets die ähnlichen bis gleichen Dialoge führen und Antworten geben.
Dieses Problem zieht sich wiederum schon seit dem Serienstart. Es wird zwar mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Charakteren geworben, jedoch machen es sich die Spielentwickler einfach und tauschen einfach nur das Aussehen eines Charakters mit einem beliebigen Skin. Und das ist bedauerlich. Wenn man bedenkt wie lange Animal Crossing: New Horizons nun in Entwicklung ist und diese Problematik seit Anbeginn der Reihe existiert. Folglich wirken Charaktere sehr blass und sobald man versucht mehr über diese zu erfahren fällt das Konstrukt leider zusammen. Auch wenn es utopisch klingt, sollte man nicht versuchen durch die Masse zu begeistern, sondern auch vom Inhalt. Denn dieser blättert nach rund einem Monat unter Betrachtung seiner aktuellen Bewohner zunehmend ab. Es heißt wiederum aber auch nicht, dass es inhaltlich komplett scheitert, aber mehr individuelle Geschichten hätten den einzelnen Bewohnern ganz gutgetan.
Gemeinsam schöne Erinnerungen erleben
Kommt man nun zum Multiplayer Aspekt des Spieles. So wie die anderen Ableger der Reihe auch kann man sich jederzeit mit anderen Spielern treffen. Dies kann über die Lokale/- oder Onlineverbindung bewerkstelligt werden. Die Spieler haben so die Möglichkeit gemeinsam zu interagieren, die Insel des jeweiligen anderen zu erkunden und vieles mehr.
Kleine Anregungen? Es können gemeinsam Insekten oder Fischwettbewerbe abgehandelt werden. Verstecken spielen auf einer verwinkelten Insel? Kein Problem! Du bist kreativ? Bau dir dein eigenes Labyrinth zusammen und schicke deine Besucher hindurch. Selber bietet Animal Crossing: New Horizons wenige Gemeinschaftsangebote. Lediglich das Betrachten des Museums kann hierbei als Aktivität angesehen werden. Aber wie bereits erwähnt, solange der Spieler kreativ ist, kann die Beschäftigung mit den Möglichkeiten, welche das Spiel bietet, einiges erreicht werden!
Leider gibt es auch einen Wermutstropfen. Der Online-Modus leidet darunter, wenn einer der Spieler schlechtes Internet hat. Eingaben verzögern sich oder die Sitzung wird komplett zurückgesetzt, sobald ein Spieler herausgeworfen wird. Ebenfalls ist die lokale Verbindung durch die schlechte Wireless Lösung der Nintendo Switch nur in der unmittelbaren Umgebung von ca. 2 Metern möglich. Aus Erfahrung können meine Frau, welche auf der Couch spielt und ich am PC-Arbeitsplatz, ca. 2–3 m Entfernung ohne Wände, nur über den Online-Modus gemeinsam spielen. Ansonsten findet das Spiel die beiden Konsolen nicht oder die erfolgreiche Verbindung stürzt recht schnell ab.
Bisher das schönste Animal Crossing
Bricht man Animal Crossing: New Horizons auf die grafische Leistung ab, dann hat diese Videospiel-Reihe eine neue Renaissance erreicht. Anbei liegt es nicht nur an der Optimierung des Spieles auf der Nintendo Switch, welches nebenbei Nativ auf 1080p und 30FPS läuft. Diese Daten sind nebenbei gesagt völlig ausreichend für diese Art von Spiel. So gibt es eine klare Weiterentwicklung zum Nintendo 3DS Ableger New Leaf.
Sämtliche Objekte im Spiel umfangen durchgehend einen hohen Detailgrad. Blätter wirken auf dem Stil dieser Welt plastisch-realistisch. Objekte haben einen merklichen, abgenutzten Schleier und bei der Gestaltung der Charaktere ist eine wunderbare Modernisierung gelungen!
Da Animal Crossing ein Echtzeit basiertes Spiel ist, glänzt das Ästhetische selbst bei unterschiedlichen Tageszeiten auf seine Art immer wieder neu. Sei es nun am frühen Morgen, wo das Dunkle der Sonne weicht, oder zu den Abendstunden, wenn die Abendröte die Landschaft bemalt. Rein von der Atmosphäre kann Animal Crossing punkten. In Bezug zu den Freiheiten der Gestaltung lädt dann das Spiel zu einem wahren Augenschmaus ein. Dazu kommen die Animationen der Charaktere die zeitweilig, verniedlicht, klumpig wirken, aber dennoch sehr liebenswürdig drollig umgesetzt sind. Und auch, wenn die persönliche Gestaltung der einzelnen Bewohner zu wünschen übrig lässt, ist das Grafische sowie in Kombination mit den Animationen zu bewundern.
Ebenfalls zu erwähnen soll sein, dass auch New Horizons von der Herunterskalierung der Auflösung im Handheld Modus Gebrauch macht. Beim näheren betrachten fehlen dann die detaillierten Akzente in den Fellen der Bewohner oder in Objekten. Das besondere hierbei ist wiederum das es auf dem 720p Bildschirm der Nintendo Switch nicht negativ auffällt. Auch erreicht das Spiel im Handheld-Modus eine Konstante von 30 Bilder die Sekunde.
Klanglich Schön, zu jederzeit und Überall
Zu einem Spiel, in welchem man sich verlieren kann, zählt ein präsenter aber dennoch gut ausgewogener Soundtrack schon zum guten Ton. So sind die musikalischen Klänge am Morgen des Spieles eher noch zurückhaltend und bedächtig. Mit zunehmender Zeit am Tag werden weitere Instrumente der Hintergrundmusik hinzufügt. Gegen Abend nehmen die Instrumente in der Schnelligkeit und Menge wiederum langsam ab. Dabei gewinnt der Abend zunehmend an Atmosphäre und Ruhe. Das Sounddesign blieb hierbei seinen Vorgängern treu. Die einzelnen Soundtracks sind niemals zu aufdringlich und gliedern sich gut in das Gesamtkonstrukt ein.
Fazit zu Animal Crossing: New Horizons
Animal Crossing: New Horizons ist eine willkommene Serien Weiterführung, worauf man nach dem Release von New Leaf gewartet hat.
Der Sprung zurück auf dem heimischen Fernseher, oder doch unterwegs, lässt den Spieler nun die Wahl und die Möglichkeit sein eigenes Domizil überall hin mitzunehmen. Im Betracht der Grafik, als auch das Audiovisuelle, hat Animal Crossing sich nach 8 Jahren sehr gut weiterentwickelt. Zwar gibt es auch hier, gerade bei größeren Objekten, das Problem, dass diese unschön ins Bild ploppen oder die Schattendarstellungen bei Obstbäumen an Qualität schwanken. Diese Probleme fallen wiederum eher selten und wenn gar nicht auf.Das größere Problem liegt an den Bewohnern. Zwar sind diese schön gestaltet worden aber deren Persönlichkeiten gleichen sich und sind zumeist mit anderen Bewohnern. Eine bessere Ausarbeitung und eine kleine Hintergrundgeschichte zu einzelne Charaktere hätten hierbei schon sein dürfen. So gleichen sich leider ein Großteil der Bewohner und bieten bei Neueinzügen nur wenig Abwechslung.
Das Nutzen von Materialien und Werkzeugen, welche sich abnutzen, sind hierbei eine andere Sache. Bei Zelda: Breath of the Wild macht das Zerbrechen der Waffen durchaus Sinn. Aber in einem Spiel, welches zur Entspannung dient, den Spieler hierbei jedes Mal zu limitieren ist eine fragwürdige Entscheidung. Ebenso, dass man beim Herstellen von Objekten jedes Items einzeln neu eingeben muss. So verbringt man gerade bei Fischködern gerne zehn Minuten dabei die A-Taste zu hämmern, um diese herzustellen.
Animal Crossing: New Horizons ist das einzige Spiel, in welches ich gerne wirklich eingezogen werden würde.
von Dominik Klimala
Informationen zur Testumgebung
- Spielversion / Testumgebung: Day-One Nintendo Switch, sowohl im Handheld/- und Dockingmodus
- Spielzeit: 280 Stunden oder länger (laut Spieleaktivität der Nintendo Switch)
- Privatkauf