Diese Kolumne versucht wieder zu spiegeln, was Gamer wollen, Gamer sind und das Gaming nicht kriminell ist oder macht, egal welches Genre gespielt wird.
Gaming ist nicht kriminell, doch dies zu erklären ist nicht immer einfach. Insbesondere geraten immer wieder die Spieler unter Beschuss, sobald auf dem blauen Planeten ein Amoklauf oder Schießereien stattfinden. Diese exklusive Kolumne versucht wieder zu spiegeln, was Gamer wollen, was Gamer sind. Ebenso dass das Spielen verschiedener Spiele nicht kriminell ist und es auch nicht macht. Dabei spielt es keine Rolle ob Need For Speed, Call of Duty oder Battlefield o.ä.
Alle Jahre wieder geraten die Videospieler und Gaming unter Beschuss mit der Behauptung, dass diese Schuld seien, sobald ein (Ex-) Schüler einen Amoklauf an seiner Schule durchführt, oder eine Schießerei auf der Straße stattfindet. So wie vor Kurzem in Sachsen / Halle. Doch nun stellt sich die Frage, macht das Zocken von Spielen kriminell? Sind Videospiele wie Call of Duty, Battlefield oder andere Spiele daran Schuld? Oder steckt doch etwas anderes dahinter, wie Mobbing oder Ausgrenzung von der Gesellschaft? Ich, von HitPointGaming habe mich mit diesem Thema genauer auseinandergesetzt.
Gaming ist ein Hobby der Gesellschaft:
Gaming ist eine große Leidenschaft von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Allein in Deutschland sind es 34,3 Millionen Menschen, die dieser Leidenschaft frönen. Doch genau diese Menschen sind schon seit vielen Jahren ein rotes Tuch für die Politiker. Dabei ist bei genauerer Betrachtung die Altersverteilung[1] doch recht interessant: Im Alter von 14 – 29 Jahren liegt der Anteil bei 81 %, was nicht verwundert ist. Gaming findet aber auch in den höheren Altersschichten Anklang. Mit 25 % der 50 – 64-Jährigen und mit 11 % auch über diese Altersklasse hinaus. Somit schließt potenzielle Gefährder im höheren Alterssegment nicht aus, was auch im Umkehrschluss Politiker nicht ausnimmt.
Wirtschaftswachstum und die technologische Entwicklung wird regelmäßig von Politiker positiv registriert. So ist zum Beispiel Angela Merkel 2017 zur Gamescom erschienen und hat selbige auch eröffnet. Aber sie ist hier nicht alleine, seit 2017 tummeln sich eine Vielzahl an Politiker und Interessenvertreter auf den Spielemessen [2]. Ist dies der erste Schritt zur Radikalisierung oder ein versuch die Nähe zum Bürger neu zu formieren? Wenn dies ein Versuch ist, die Kluft zwischen Jung und Alt zu verdichten, ist eine General Diffamierung von dieser Generation, im Falle einer Ausschreitung eines einzelnen in keiner Form nachzuvollziehen.
Politik: Das Fähnlein im Wind
Im einen Moment sagen Politiker das es toll ist, wie die Technik voranschreitet, im nächsten Moment sind die Gamer die Zielscheibe und die Schuldigen, wenn etwas Schlimmes auf der Welt passiert. Dennoch fördert die Bundesregierung weiter die Gaming Branche mit finanziellen Mitteln, derzeit 50 Millionen Euro / jährlich. [3] „Wer die Game-Branche fördert, der investiert in eine der stärksten Wachstumsbereiche der nächsten Jahre“, so der digital politische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Jens Zimmermann. Also lässt sich hier eine Hypothese stellen, dass ein Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Fördern und somit sicherer Steuereinnahmen höher steht, als der mögliche Verlust von Menschenleben durch Gamer/Attentäter.
Aber nicht nur Politiker sind der Meinung das Gamer emotional aber auch in ihrer Zurechnungsfähigkeit eingeschränkt handeln. Bekannteste Vorreiter in dieser Geschichte ist die Tierschutzorganisation PETA. Diese traten im Jahr 2012, also 13 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Generation von Pokemon, an, die Öffentlichkeit, mit dem Vorwurf der der aktiven Tiermisshandlung bzw. die Lehre aus diesem Spiel. Dieser Vorwurf hält sich bis heute. [4]
Was früher Rock n‘ Roll war ist heute Gaming
Doch was denken die Politiker wirklich über die Industrie und über die Gamer? Diese Frage bleibt an dieser Stelle unbeantwortet. Doch eines steht schnell fest: Würden die Politiker sich mehr mit diesem Thema beschäftigen, würden sie die Gamer auch besser kennen, und solche Behauptungen nicht in den Raum stellen. Doch zurück zum eigentlichen Thema: Gaming ist ein Hobby der Gesellschaft, doch was sind Gamer eigentlich für Menschen? Und warum wird das Gaming von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt so geliebt?
Für viele scheint es, als wären Videospieler der Klischee-Texaner. In einer Hand eine Pulle Whiskey und in der anderen ein Revolver. Gewaltbereit und mit einer kurzen Zündschnur, um bei der kleinsten Eskalation aktiv zu werden. Dem ist nicht so, mit Nichten! Denn Gamer sind normale Menschen und lieben das Gaming wie andere Menschen Filme. Einige Menschen fühlen sich in der digitalen Welt heimisch. Sie können das tun, was sie vielleicht in der echten Welt nicht mehr machen können. Eine Person, die in einem Rollstuhl gefangen ist, kann in der digitalen Welt frei laufen, tun und lassen was sie möchte. Bevor irgendwelche Menschen, seien es nun Politiker oder andere, Behauptungen aufstellen, sollten diese versuchen den Bereich Gaming, der von tausenden Menschen weltweit geliebt wird, zu verstehen. Aber ebenso lernen mit diesen Menschen würdevoll umzugehen. Denn Gamer sind normale Menschen und Gaming ist ein normales Hobby.
Und täglich grüßt das Murmeltier…
Der jüngste Anschlag in Halle oder auch jeder andere Amoklauf ist verwerflich und gehört in jeder, dem Recht entsprechenden, Form geahndet. Jedoch eine ganze Generation, bzw. Ansammlung von Gamer zu diskreditieren zeigt keine Form von Kompetenz. Hier waren andere Faktoren der ausschlaggebende Punkt, die schon sehr oft benannt wurden, rechter Terror.
Die Kausalität zwischen Gaming und Amoklauf wurde bereits mehrfach beäugt und kann mit dem Statement von re:publica-Gründer Johnny Haeusler kurz auf einen Punkt gebracht werden: „Die plumpe Formel ‚Ego-Shooter-Spieler = potenzieller Amokläufer‘ darf als Blödsinn bezeichnet werden.“ Er wurde in einem Bericht vom Handelsblatt – 25.07.2016 „Vom Computerspiel zum Amoklauf?“ rezitiert und steht mit dieser Auffassung nicht alleine. Medienpsychologen Rudolf Weiß wird im gleichen Bericht genannt: „Diese Spiele tragen im großen Umfang zur Verrohung der Gesellschaft bei – aber es ist vermessen, zu sagen, dass aus jedem Spieler ein Attentäter wird.“ und auch der Chef des Computerspielmuseums Berlin, Andreas Lange äußert sich hier: „Wenn man sich die Forschungslandschaft der letzten Jahrzehnte anschaut, können die Gamer sehr wohl zwischen Spiel und Realität unterscheiden. Es ist etwas grundsätzlich anderes, ob ich eine Maus bewege oder tatsächlich eine Pistole in der Hand habe. Zu sagen, dass die Amokläufer alle Counter-Strike gespielt haben, ist das verbindende Element, ist ähnliche kurz gedacht, wie wenn man sagen würde: das sind alles Jungs, die Hosen angehabt haben.“ Dieser Bericht bezog sich auf die bereits vollführten Attentaten, den Amokläufen von Erfurt (2002), Emsdetten (2006) und Winnenden (2009). Im Jahr 2005 stand sogar die Forderung nach einem Verbot von „Killerspielen“ im Koalitionsvertrag.
Gaming gibt Ziele, Freude und verbindet Menschen weltweit
Auf der ganzen Welt sind tausende Videospiele auf dem Markt, welche verschiedene digitale Welten für den Spieler bieten. Gaming gibt den Menschen ein Ziel: Ein Ziel, welches man erfüllen muss, ein Ziel welches in einem den Ehrgeiz weckt es zu meistern. Genau das tun die Gamer! Sie tauchen in die digitale Welt ab, um genau diese Ziele zu meistern, um diese Welten zu erkunden, und das Ende zu sehen. Kein Mensch auf dieser Welt kauft sich ein Videospiel mit dem Gedanken, „danach erledige ich ein Amoklauf“, oder „gehe mit einem Maschinengewehr raus auf die Straße“ .
Die Menschen in den digitalen Welten fühlen sich frei, frei von Verantwortung, frei von Pflichten, frei von den ganzen Alltagsstress bedingt durch die Arbeit, durch die Schule und die Unfähigkeit des Handels einer Politik eine Generation zu helfen sich frei zu entwickeln. Frei von den Fehlern der Bildungspolitik und den damit verbundenen Lehrermangel. Frei vom linearen Denken ohne eine Abweichung genauer zu begutachten. Befreit von Spot und Hohn über die „schäbige“ Ausstattung im Zimmer, da das Geld hinten und vorne nur zum Leben reicht.
Viele Menschen können nicht mehr richtig laufen und fühlen sich durch diese digitalen Welten wieder, wahrscheinlich, als komplett menschlich, da hier diese Barrieren nicht existieren. Sie können sich frei bewegen und tun was sie möchten. Gaming gibt ein Ziel, gibt Freude und verbindet Menschen auf der ganzen Welt. Nicht um ein Terroranschlag auszuüben, sondern um gemeinsam Spaß zu haben und die gemeinsame Zeit einfach zu genießen.
Gaming für Kinder kann die Entwicklung stärken
Was absurd klingt ist aber bei näherer Betrachtung sinnig. Zum einen fördert Gaming etliche mentale Fähigkeiten und können so die geistigen Fähigkeiten auf verschiedenen Ebenen verbessern. Bereits eine Stunde Training am Tag, je nach Spiel, kann etwa die Aufmerksamkeit oder das räumliche Gedächtnis stärken und das schließt Ego-Shooter mit ein. Zu dieser Erkenntnis kamen Psychologen der Nanyang Technological University.[5]
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch Forscher aus Berlin [6], sie stellten in einer Studie fest. Gerade Logik Spiele oder auch Jump and Run Spiele haben einen höheren Einfluss auf die Veränderung der Hirnstruktur als vergleichsweise Action Spiele-. Jedoch fördern sie das Wachstum der Hirnbereiche. Gerade der Frontale Kortex, der für strategisches Planen, Aufmerksamkeit oder dem Arbeitsgedächtnis zuständig ist, war mit längerer Spielzeit (Jahre) ausgeprägter. Emotionale Abstumpfung, eine Studie der Medizinischen Hochschule in Hannover [7], ist bei keinem Langzeit-Spieler erkennbar, sie sind so empathisch wieder jeder andere Nicht-Spieler auch. Verhaltensforscher stellten auch fest, dass regelmäßiges spielen das Erfassen von Situationen, das Generieren von neuem Wissen, bereichert und es ermöglicht, das Erlernte in Kategorien einzuteilen. Der Grund ist möglicherweise eine gesteigerte Aktivität im Hippocampus. Dies ist ein Bereich, der für das Lernen wichtig ist und durch Computerspiele möglicherweise trainiert werde. [8]
Jedoch muss hier angemerkt werden, zuviel ist immer ungesund. Ein gesundes Maß an selbst Disziplin oder eine strikte Kontrolle durch Erziehungsberechtigte ist unerlässlich. Gaming ist eine Droge, da beim Erreichen eines Zieles das Belohnungszentrum Dopamin freigibt und der damit verbundenen Freude. Da der Mensch aber ein Gewohnheitstier ist stumpft der Rausch, denn dieser Botenstoff bringt, sehr schnell ab. Der Körper verlangt also unvermeidlich nach mehr und der Schritt in die Sucht ist schnell gemacht.
Wenn nicht Gamer, wer ist dann Schuld?
Eines steht fest, eine klare Schuldzuweisung für solche grauenvollen Taten kann nicht zugewiesen werden, doch zu einem großen Teil ist die Gesellschaft Schuld. Das Thema Mobbing und Ausgrenzung spielen dabei eine sehr große Rolle. Ein schlechtes Schulsystem, überforderte Lehrer und eine desinteressierte Erziehung der Elternschaft spielen da ebenfalls eine wichtige Rolle. Ebenso wie die Erfolglosigkeit im Berufsleben, sei es hunderte abgelehnte Bewerbungen, keine Aufstiegsmöglichkeit oder eine Bezahlung die in keinem Vergleich zur Arbeitszeit oder dem Leben als Hartz VI Empfänger steht. Selbst den Politikern sind diese Punkte bekannt. Doch etwas dagegen wird nicht unternommen. Es ist viel einfacher die Schuld anderen zuzuweisen, als das Problem anzupacken und Lösungen zu finden, damit so etwas oder ähnliche Zustände nicht vorkommen.
Solche Erlebnisse können einen Menschen prägen und die Psyche belasten. So können schlussendlich Gedanken für solche Taten wie ein Amoklauf zustande kommen oder sie leichte Ziele für radikalisierende Gruppierungen werden. Doch die Politik, wie auch die Gesellschaft, verschließen die Augen vor diese Wahrheit, streiten es viel lieber ab und zeigen mit dem Finger auf andere. Meistens bieten die Gamer dabei die beste Zielscheibe eben wegen solchen genannten Videospiele.
Denn zeigt man auf Gamer, muss man auch auf die Film- und Serienzuschauer zeigen oder auch auf die verschiedenen Musiker die doch teilweise härtere Texte vorweisen.
Fazit
Die Gamer haben damals, sowie wie auch heute, mit bösartigen Vorurteilen zu kämpfen. Zum Beispiel, dass Gamer stinken, faul sind, verblödet sind und nichts in dem Kopf haben. Passiert etwas Schlimmes auf dieser Welt, zeigen die Finger der Politiker auf die Gamer, wegen Spiele wie Call of Duty, Battlefield oder Counter Strike.
Kämpfen Gamer für ihr Recht, wie jüngst gegen das neue EU-Urheberrechtsgesetz Artikel 17 und gehen friedlich auf die Straßen, beleidigen CDU und CSU Politiker die Gamer als Mob, Boot, oder gekaufte Personen aus Amerika insbesondere war Google ein großes Thema. Doch nun wird es langsam mal Zeit, diese Schuldzuweisungen sein zu lassen. Höchste Zeit die Augen zu öffnen und nach Lösungen zu suchen, denn Behauptungen aufstellen und mit dem Finger auf andere Zeigen, ist politisch nicht korrekt und auch nicht akzeptabel.
Videospiele machen nicht kriminell, schon mit bloßem Beobachten lässt sich diese Aussage belegen. Gaming ist mehr als ein Zeitvertreib! Gaming bietet Freude, gibt Ziele und verbindet die Menschen weltweit, um gemeinsam eine schöne Zeit zu haben. Gaming stärkt die Entwicklung der Kinder, sofern man diese lässt. Gaming ist eine Einstellung, doch eins ist Gaming nicht: Schuld an den Problemen der Welt.
Anmerkung: Die Kolumne soll nicht dazu dienen andere Personen zu beleidigen oder bloßzustellen. Diese Kolumne soll lediglich dazu zu dienen den Sachverhalt verständlich wiederzugeben und ein Thema zu belegen.
Quelle
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/290890/umfrage/altersverteilung-von-computerspielern-in-deutschland/
[2] https://www.gameswirtschaft.de/gamescom/gamescom-2019-politiker-axel-voss/
[2] https://www.sueddeutsche.de/digital/gamescom-eroeffnung-ploetzlich-findet-auch-die-politik-games-super-1.4099156
[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/computerspielemesse-die-gamescom-wird-zum-tummelplatz-fuer-politiker/22935256.html?ticket=ST-25572369-nj1JbDOsAjdFIairnRjc-ap3
[3] https://www.zeit.de/digital/games/2019-11/computerspiele-games-branche-foerderung-bundesregierung-videospiele
[4] https://www.t-online.de/spiele/id_60183840/peta-kritisiert-pokemon-eingesperrt-wie-zirkustiere-.html
[5] https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article114428305/Eine-Stunde-Spielen-am-Tag-staerkt-das-Gehirn.html
[6] https://archiv.berliner-zeitung.de/wissen/gehirnforschung-videospiele-trainieren-das-gehirn-1195872
[7] https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2017.00174/full
[8] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S016643281730390X
[9] https://pixabay.com/de/photos/fortnite-computerspiel-game-gamer-4129124/